Geschickte, überbetriebliche Konzepte können die unternehmerische Fitness durch Ertragssteigerung und Kostensenkung wesentlich erhöhen. Mehr noch: Durch die Verknüpfung von Ideen unterschiedlicher Betriebe und Branchen entstehen innovativste Konzepte und Angebote.
Zu diesem Schluss kommt der Branchenverband GastroSuisse, der sich auf eine Grundlagenarbeit in Zusammenarbeit mit der Universität Bern, Forschungsstelle Tourismus, stützt. Aus dieser Grundlagenarbeit ist das Arbeitsbuch «Fit-together» (siehe gratis Download für Mitglieder unten) entstanden, welches den Hotels konkrete Impulse und Unterstützung zum Thema Kooperationen bietet.
Doch so eindrücklich die Wirkungen von Kooperationen sein können, so erheblich sind auch die Hürden. Es ist nachvollziehbar, dass man einem Mitbewerber nicht gerne die Bücher öffnet und sich schon gar nicht gemeinsam Gedanken über strategische Fragen, wie die der Positionierung, machen will. Schnell entsteht Ablehnung. Das ist im Grunde schade, denn: Kooperationen sollten nicht schwarz oder weiss, sondern als kunterbunter Strauss von Möglichkeiten mit Wahlfreiheit für die Unternehmerinnen und Unternehmer angesehen werden.
Tatsächlich liegt in der Differenzierung von Kooperationen ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Es gilt zwischen unterschiedlichen Kooperationsintensitäten (wie), Kooperationsformen (wer) und -bereichen (wo) zu unterscheiden. Warum nicht klein, kurzfristig und verhältnismässig unverbindlich beginnen und dann im Laufe der Zeit und mit zunehmendem gegenseitigen Vertrauen grösser und mit einer längerfristigen Orientierung fortfahren?
Low-Involvement-Kooperationen zeichnen sich dadurch aus, dass die kooperierenden Betriebe keine engen Bindungen, Verpflichtungen oder Verbindlichkeiten eingehen. Die Eigenständigkeit der Betriebe wird durch die Kooperation nur marginal berührt. Im Vordergrund steht das Ausschöpfen von sog. Quick-Wins. Als Beispiel kann der gemeinsame Einkauf von Verbrauchsmaterial genannt werden. Das Risiko bei dieser Art der Zusammenarbeit ist gering, jedoch ist auch das Potenzial limitiert. Produktabhängig lassen sich in diesem Rahmen Einsparungen von 5 bis 20 Prozent realisieren.
Anders bei High-Involvement-Kooperationen. Hier gehen Betriebe enge Bindungen, grössere Verpflichtungen und grössere Verbindlichkeiten ein. Die Eigenständigkeit der Betriebe wird tangiert. Der Austausch ist intensiv. Bei dieser Kooperationsintensität werden langfristige und grössere Vorteile angestrebt. Abhängig von den Ausgangspotenzialen Standort, Infrastruktur, Dienstleistungsstandard sowie bisheriger Auslastung können Ertragssteigerungen bis zu 30 Prozent erzielt werden.
Die Kooperationsform beschreibt anhand der Wertschöpfungskette, wer kooperiert. Unternehmensübergreifende Kooperationen können vertikal, lateral oder horizontal erfolgen. Bei vertikalen Kooperationen arbeiten Betriebe unterschiedlicher Wertschöpfungsstufen zusammen, beispielsweise Hotels mit einer Bergbahn. Laterale Kooperationen beziehen sich auf die Zusammenarbeit von Unternehmungen aus verschiedenen Branchen. Kooperiert ein Hotelier mit einer Musikschule, einem Bücherladen oder dem Förster aus der Region, kann das einen erfolgversprechenden Beitrag zur Innovation und Neupositionierung eines Hotels leisten. In horizontalen Kooperationen arbeiten Unternehmungen innerhalb derselben Branche und auf derselben Wertschöpfungsstufe zusammen. In diesem Fall ist das die Kooperation zwischen Hotels.
Der Kooperationsbereich beschreibt, wo kooperiert wird. Hotels können in einzelnen oder mehreren Geschäftsbereichen kooperieren. Das „fit-together Atelier“ ist entlang der folgenden acht Bereiche modulartig aufgebaut: Positionierung, Angebot, Verkauf, Qualität & Nachhaltigkeit, Mitarbeitende, Einkauf, Informatik & Rechnungswesen, Investitionen & Finanzen. Dank dieses Baukastensystems lässt es für kooperierende Hoteliers und Unternehmer individuellen Gestaltungsspielraum. Das Kooperationsziel wird gemeinsam durch die Kooperationspartner entwickelt. „fit-together“ stellt die notwendigen Instrumente zur Verfügung.
Aufgrund der im Laufe der Grundlagenarbeit gewonnenen und auf der Praxis basierenden Erkenntnisse gilt es – im Gegensatz zu bisherigen Herangehensweisen – folgende Punkte besonders im Auge zu behalten: Nicht der Leidensdruck soll für Hotels der Anstoss zur Kooperation sein, sondern der Wille zu proaktiver Nutzung von Kooperationspotenzial und Innovationskraft. Vorübergehende Kooperationen werden als gleichwertige Optionen in passenden Fällen betrachtet und angeregt. Der Erfolg einer Kooperation wird nicht als abhängig von der Bindungsintensität erachtet. Vielmehr wird von einer optimalen Bindungsintensität pro Kooperationsbereich ausgegangen. Das heisst einige Bereiche bieten schnelle Vorteile ohne hohes Risiko und erfordern daher nur eine geringe Bindungsintensität, wogegen andere Bereiche eine hohe Bindungsintensität erfordern, um das hohe Potenzial ausschöpfen zu können, was wiederum mit einem höheren Risiko einhergeht. Nebst horizontalen werden explizit auch laterale Kooperationen angeregt. Sie bieten ein unausgeschöpftes Potenzial mit dem Vorteil, dass der Konkurrenzgedanke bei dieser Form gering ist. Schliesslich erhalten die persönlichen Voraussetzungen der beteiligten Führungskräfte und Hoteliers hohe Aufmerksamkeit und bilden einen zentralen Aspekt, der über Erfolg oder Misserfolg einer Kooperation entscheidet.
Mit dem Arbeitsbuch «fit-together – Kooperationen und Innovationen in der Hotellerie» bietet GastroSuisse den Betrieben konkrete Impulse und Unterstützung. Das Werk vermittelt das nötige Know-how über Kooperationen sowie Innovationen und zeigt Kooperationsbereiche und -möglichkeiten auf. Das Buch mit umfassendem Best-Practice und Kooperations-Atelier ist hier bestellbar.